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Realismus als bildgewordene Frage


Sigi StrohschenWie realistisch ist der Realismus? Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Als Malerin, die sich dem gegenständlich-figurativen Genre zurechnen muss, ist diese Frage tägliche innere und äußere Diskussion.

Ist das, was wir sehen, Realität oder verändern wir - konstruktivistisch gedacht - allein durchs Ansehen das Objekt? Überspitzt formuliert: "erschaffen" wir gar das Gesehene erst durchs Hinsehen, also erscheinen die Dinge erst durchs Ansehen, sind also unbe(tr)achtet gar nicht existent?
Das würde zumindest erklären, warum sich die Wahrnehmungen der Menschen so gravierend unterscheiden, warum viele sehen und doch nicht sehen... zumindest nicht dasselbe wie ihr Nachbar, ihr Gegenüber.

Im Umkehrschluß hieße das, Sichtbarkeit ist relativ. Und damit auch Wirklichkeit, Realität. Ein Denkansatz, der denjenigen, die sich - in unserer Zeit - Realisten rühmen, nicht gefallen dürfte.

Konsequent weiter gedacht gäbe es Wirklichkeiten, Realitäten - ein Plural mit nicht näher bestimmbarer Anzahl. Und vielleicht kommen ja noch all die Wirklichkeiten hinzu, die nicht einmal durchs Ansehen sichtbar werden wollen...
Damit wären Sehen und Sichtbarkeit zwei aktive Prozesse - ein Umstand, den man als Künstler täglich erlebt, ja, der mitunter Quelle und Motor des künstlerischen Schaffens ist.

Ich male - augenscheinlich - im Stil des Realismus, besser: der Neuen Sachlichkeit mit ihrer Unterform des Magischen Realismus (eine Kategorie, über dessen Namensgebung man sich vielleicht noch mehr Gedanken machen sollte), die ich zu meinem Hauptgenre erklärt habe, sowohl in meinen Bildern als auch in meiner Poesie. Denn obwohl ich gegenständlich male, sind es doch eher innere Bilder, die sichtbare Realität werden wollen, aus Wirklichkeiten, die in ihrer Gänze selbst mir verborgen bleiben, auch wenn sie ihren Schleier ein wenig lüften.

Als Beispiel kann das Bild "vom leben gezeichnet" dienen. (s. Galerie)
Auch dies ist eher ein Sinnbild denn ein Abbild. Ein Sinnbild menschlicher Entwicklung und dem damit verbundenen Irrglauben, auf jeder der Stufen bereits fertig und vollkommen zu sein. Wie man sieht wird die Person gerade erst gezeichnet, wendet aber mit gerade erst durchbluteten Wangen bereits stolz den Blick nach oben, vom Zeichner weg.

Um das am Bild erläuterte durch eine poetische Variation zu ergänzen:

Bei Nacht wird jedes Handtuch zum Gespenst,
sagt man.
Was aber,
wenn bei Tag jedes Gespenst zum Handtuch wird?

Wirklichkeit wird in jedem Falle ihrem Namen gerecht, denn sie wirkt, bewirkt und (im alten Wortsinne) webt. Vielleicht ja das helle Leintuch, auf das wir unsere Sicht der Welt täglich projezieren und mit dem wir dereinst zugedeckt werden, wenn sich der Vorhang zum letzten (oder ersten?) Male hebt.

Viel Freude beim Nachsinnen über das, was man so leicht und (vor-)schnell Realismus nennt...


Dieser Artikel wurde von Sigi Strohschen an folgendem Datum: 2022-03-06 22:20:07 eingestellt.


Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von xarto.com übereinstimmen.


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